„Warum tragen Sie eine Glatze?“

Was bedeutet eigentlich Glück? Gibt es Götter im Buddhismus? Und: Dürfen Mönche Fleisch essen? Diese und viele weitere Fragen stellten Schüler*innen der 6. und 9. Klassen, als ein buddhistischer Mönch den Ethikunterricht besuchte – und sich mit beeindruckender Geduld und Freundlichkeit den großen und kleinen Fragen des Lebens stellte.
Mit seiner roten Robe, seiner ruhigen Ausstrahlung und – ja, der rasierten Glatze – betrat der Mönch das Klassenzimmer und brachte eine ganz besondere Atmosphäre mit. Schnell wurde klar: Hier geht es nicht nur um fernöstliche Weisheiten, sondern auch um die ganz konkrete Auseinandersetzung mit Themen wie Glück, Leid, Vergänglichkeit, Gemeinschaft – Themen, die jeden von uns im Laufe des Lebens betreffen. Auch der Verlust von „etwas oder jemandem, das oder den man gerne hat“ gehört zum Leben dazu.
Die Schüler*innen lernten, dass der Name „Buddha“ nicht einfach eine Statue meint, sondern „der Erwachte“ bedeutet. Sie erfuhren vom Leben des historischen Buddha, seiner Herkunft aus reichem Hause, seinem Verzicht auf weltlichen Besitz – und seiner Suche nach einem Weg, mit Leid umzugehen. Der Mönch erklärte, dass es im Buddhismus weniger um Götter als um Erkenntnis und Übung geht. Meditation, Achtsamkeit und der Umgang mit Emotionen spielen eine zentrale Rolle – nicht nur im Kloster, sondern auch im Alltag. Er verglich die angestrebte Einstellung mit einem Bild: Wenn man einen Stein ins Wasser wirft, hinterlässt dieser Stein Wellen. Für Mönche, die Achtsamkeit üben und Erleuchtung anstreben, ist das Ziel, dass dieser Stein keine Wellen mehr schlägt. Übertragen auf das menschliche Leben bedeutet dies, dass der Stein, der hier für äußere Einflüsse stehen soll, in unserem Inneren keine großen emotionalen Ausschläge auslöst. Dies heißt nicht, dass es keine Gefühle mehr gibt, aber dass sie sich innerhalb eines gewissen Rahmens befinden.
Besonders interessiert zeigten sich die Klassen bei den praktischen Einblicken: Wie lebt ein Mönch heute? Wie sieht sein Tagesablauf aus? Und warum entscheidet sich ein Mensch überhaupt, diesen Weg zu gehen? Seine Antwort: aus dem Wunsch, mit schwierigen Themen besser umgehen zu lernen und ein tieferes Gemeinschaftsgefühl zu erleben. Dass dabei auch äußere Merkmale wie das Rasieren der Haare eine Rolle spielen, stieß auf neugieriges Nachfragen – besonders als klar wurde, dass auch buddhistische Nonnen diesen Brauch teilen.
Einige Schüler*innen wollten es ganz genau wissen: Ob er glaube, dass er als Tier wiedergeboren werde? Ob man im Nirwana noch weiterlebe? Und wie man eigentlich erkennen könne, dass jemand „erleuchtet“ sei? Auf die Frage, ob er wisse, wie sein Karma aktuell aussieht, erhielten die Schüler*innen jedoch keine Antwort. Der Mönch nahm sich Zeit – und machte deutlich, dass es weniger um Antworten als um den Weg selbst geht. Und um die Übung. Zum Beispiel in Form kleiner Achtsamkeitsübungen, die er gemeinsam mit den Klassen ausprobierte: Geräusche hören, Farben benennen, ganz bewusst gehen.
Ein Schüler fasste es nach dem Besuch passend zusammen: „Irgendwie war’s ruhig und
spannend gleichzeitig.“ Und auch wenn sicherlich nicht alle Fragen abschließend
beantwortet wurden – der Besuch hat Eindruck hinterlassen. Oder, wie eine Schülerin
bemerkte: „Ich glaube, ich versuche das mit dem inneren Frieden mal zu Hause.“
Text und Bilder: Ehr